Zum Jahresende gab es noch einmal ein echtes Hightlight in der "Politikstunde". Am 10. Dezember 2025 war die Freiburger Bundestagsabgeordnete Chantal Kopf (Bündnis 90/Die Grünen) zu Gast im Stufensaal.
Die Veranstaltung bot den Schüler*innen, zu denen dieses Mal erfreulicherweise auch viele Jüngere gehörten, die Gelegenheit, einer aktiven Bundespolitikerin direkt Fragen zu stellen und Einblicke in ihren politischen Alltag zu gewinnen.
Zu Beginn stellte sich Chantal Kopf kurz vor. Seit 2021 ist sie Mitglied des Deutschen Bundestages und hat bereits zweimal das Direktmandat im Wahlkreis Freiburg gewonnen, der die Stadt und knapp 20 Umlandgemeinden umfasst.
Ihre Hauptmotivation für politisches Engagement sei neben dem Klimaschutz das starke Interesse an europäischen Fragen gewesen, betonte sie. Schon vor ihrem Bundestagsmandat war sie lange ehrenamtlich politisch aktiv – etwa im Kreis- und Landesvorstand ihrer Partei. Auch heute bildet die Europapolitik den Schwerpunkt ihrer Arbeit in Berlin.
Aktuell beschäftigt sie sich vor allem mit der Situation in der Ukraine und der sicherheitspolitischen Zusammenarbeit in Europa und der Frage, wie wir in Europa wirtschaftliche Herausforderungen gemeinsam denken können. Deutlich sprach Kopf sich dafür aus, eingefrorene russische Vermögenswerte zum Wiederaufbau der Ukraine zu verwenden.
Fragerunde: Ein Marathon an Themen
In der anschließenden Fragerunde entwickelte sich ein regelrechter Marathon, bei dem Chantal Kopf differenziert auf die zahlreichen Fragen der Schüler*innen einging. Sie erklärte, dass Abgeordnete grundsätzlich Wünsche für ihre Ausschusszugehörigkeiten äußern können und sie selbst in die Gremien gekommen sei, in denen sie mitarbeiten wollte. Auf die Frage nach der Vereinbarkeit von Mandat und Privatleben räumte sie ein, dass für Freunde und Familie wenig Zeit bleibe, wobei ihr die Flexibilität ihres Partners sehr helfe. Den Einfluss von Lobbyisten schätzte sie im Bundestag geringer ein als oft angenommen – stärker betroffen seien die Ministerien.
Auch der Umgang mit Kritik und Hass im Netz kam zur Sprache: Angriffe in sozialen Medien seien ein Dauerthema, einige Beiträge würden gemeldet oder angezeigt. Als junge Frau in der Politik erlebe sie in der eigenen Partei viel Wertschätzung; bei externen Terminen werde aber gelegentlich übersehen, dass sie die Abgeordnete ist. Mit Blick auf den gestiegenen Einfluss der AfD im Bundestag beschrieb sie das laute Auftreten und viele Zwischenrufe. Reden würden häufig nur gehalten, um sie anschließend in sozialen Medien zu verbreiten. Sie sprach sich klar für ein Verbotsverfahren aus.
Zum Thema Social Media betonte Kopf, dass Politiker*innen heute kaum darauf verzichten können. Obwohl sie auf vielen Kanälen aktiv sei, begünstigten Algorithmen oft rechtspopulistische Inhalte, weshalb grüne Beiträge – trotz höherer Menge – weniger Reichweite erzielten. Ein Verbotsverfahren allein könne gesellschaftliche Probleme jedoch nicht lösen; entscheidend sei gute Politik, insbesondere in Wirtschafts-, Sozial- und Infrastrukturfragen. Mit Blick auf die sicherheitspolitische Lage hielt sie die Erhöhung des Militärbudgets für notwendig, sofern Investitionen klug und in Absprache mit europäischen Partnern erfolgten und auch der Zivilschutz gestärkt werde.
Als Oppositionspolitikerin habe sie nun größere Freiheit, aber weniger Gestaltungsspielraum – „Regieren ist besser“, fasste sie zusammen. Die Bedeutung des Europaausschusses beschrieb sie als groß, da in der EU weiterhin die Mitgliedstaaten entscheidend seien.
Dass andere Parteien nicht stärker auf die Social-Media-Strategie der AfD reagieren, liege ebenfalls an algorithmischen Verzerrungen. Positiv sei daher, dass die EU digitale Plattformen stärker überwache. Auf die Frage nach ihrer persönlichen Motivation verwies sie auf ihre Arbeit im Wahlkreis, wo viele Menschen sich engagierten, statt nur zu kritisieren. Inhaltlich plädierte sie für eine stärkere Entscheidungsbefugnis der EU gegenüber den Mitgliedstaaten. Die Teilnahme der AfD an Podiumsdiskussionen der Landeszentrale für politische Bildung befürworte sie, sofern ein Live-Fact-Checking gewährleistet sei.
Die Politikstunde zeigte einmal mehr, wie wertvoll der direkte Dialog mit politischen Entscheidungsträger*innen für unsere Schülerinnen ist.