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170331 Stiluebungen

Am Freitag, den 31.03.17 war Autor und Buchübersetzer Frank Heibert auf Einladung von Französischlehrer Peter Klaiber zu Gast in der 10. Klasse des Montessori Zentrums.

Mit im Gepäck hatte er die von ihm und Hinrich Schmidt-Henkel übersetzte Fassung des französischen Literaturklassikers „Exercices de style“ (zu Deutsch: Stilübungen) von Raymond Queneau. Diese 2016 erschienene Neuübersetzung des in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts veröffentlichten Buchs wurde soeben mit dem Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW einem der höchstdotierten Literaturpreise im deutschsprachigen Raum ausgezeichnet.

In dem Buch geht es um eine simple und banale Alltagsgeschichte, die in vielen verschiedenen Stilen erzählt wird: In einem Pariser Bus der Linie S beschimpft ein junger Mann mit Hut einen älteren Herrn, setzt sich dann auf einen freien Platz und taucht zwei Stunden später an der Gare Saint-Lazare wieder auf, wo ein Bekannter ihm mitteilt, sein Überzieher habe einen Knopf zu wenig.
Die Stilübungen bilden das Kunststück, diese Alltagsepisode in über hundert Varianten zu präsentieren – ob als Komödie, Sonett, Haiku, Traum, Amtsschreiben oder Verhör, in Alexandrinern oder Jugendstil, ob kulinarisch, mengenmathematisch, lautmalerisch, weiblich oder reaktionär.
Zu allererst las Frank Heibert aus der deutschen Fassung die Urform der Geschichte vor, um zu verdeutlichen, was die Geschichte eigentlich thematisiert. Danach folgte dieselbe Geschichte mehrere Male wieder, jedoch in verschieden Stilen wie z.B. Epenthesis oder in italienischem Dialekt. Bei der Epenthesis wird ein fremder Buchstabe in das Wort eingefügt, was dazu führt, dass das Wort seine Bedeutung verliert und auch der ursprüngliche Wortklang dabei verloren geht. Dabei erklärt Frank Heibert, dass es bei verschiedenen Erzähltechniken vor allem wichtig ist, wie man die Geschichte erzählt. Mit weiteren Erzähltechniken motiviert Heibert die Schüler, selbst Hand anzulegen. Bei der ersten Übung ging es darum, für einzelne Satzteile, Substantive, Adjektive und Verben Synonyme zu finden, sodass viele verschiedene Alternativen zum Ursprungssatz entstehen.
Damit die Schüler die Arbeit eines Übersetzers besser nachvollziehen können, ging es bei der nächsten Übung darum, vorgegebene Textstellen aus dem Buch in verschiedene Erzähltechniken umzuwandeln.
Eine Gruppe schrieb die vorgegebene Textstelle in Antonyme also Gegenteile um und die zweite Gruppe versuchte sich daran, die Geschichte aus Sicht der Angst umzuschreiben. Am Ende wurden alle von den Schülern geschriebenen Geschichten vorgelesen. Heibert und die restlichen Schüler konnten sich dann dazu äußern und sowohl gute als auch negative Kritik aussprechen.
Bei der letzten Übung ging es darum, wie unterschiedlich fremdsprachige Texte interpretiert und übersetzt werden können. Dazu bekamen die Schülergruppen einen französischen Text, den sie mithilfe eines Dudens ins Deutsche übersetzen sollten. Auch hier wurden die Ergebnisse wieder präsentiert und viele Unterschiede zwischen den Interpretationen und Übersetzungen festgestellt.
Schließlich bedankten sich die Schüler für den Besuch und die unterhaltsamen Übungen mit Frank Heibert. Für die Schüler war diese Veranstaltung eine interessante Erfahrung, wobei sie lernen konnten, dass Übersetzen nicht gleich Übersetzen ist, sondern auch vor allem richtig interpretieren bedeutet.

Wir bedanken uns für die freundliche Unterstützung durch das Literaturbüro Freiburg.

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