Ein Bericht von Carlotta (10a) über die Teilnahme ihrer Klasse am Planspiel (POL&IS) - Politik und Internationale Sicherheit.
Was hat eine 10. Klasse in einer Bundeswehr Kaserne zu tun? Nichts? Weder gibt es die Wehrpflicht in Deutschland noch entsprechende Trainingslager für Schüler und trotzdem verbrachten wir, die 10a sowie zwei weitere 10-Klässler, das Wochenende vom 04.05 - 06.05 in der Schwarzwald-Kaserne in Todtnau. Statt Befehle zu erhalten durften wir selbst welche geben. Wir verwandelten uns in Staatsoberhäupter, Umwelt- und Wirtschaftsminister, Vertreter der Weltbank, der Weltpresse und der sogenannten Non-Governmental Organisations (NGOs) sowie in den Generalsekretär der UN. Wir stellten die Weltpolitik in einem von Bundeswehr-Jugendoffizieren geleiteten Planspiel „POL&IS“ (Politik und Internationale Sicherheit) nach.
Eine Woche vor dem eigentlichen Planspiel kam der Jugendoffizier Stefan Gram zu uns in die Schule, um uns erste Informationen zu geben. Hierbei wurde auch betont, dass keine Werbung für die Bundeswehr gemacht werden würde, sondern es die Aufgabe der Jugendoffiziere sei, jungen Menschen die (Welt)Politik näher zu bringen.
Im Planspiel ist die Welt in verschiedene Regionen eingeteilt und die Mitglieder einer jeden Regierung schlüpfen in die Rolle von Staats-, Wirtschafts- oder Umweltministern. Dabei erhalten sie bestimmte Aufgaben, wie das Ausfüllen von Formularen für ihre jeweiligen Zuständigkeitsbereiche oder das Erstellen von Maßnahmenprogrammen für ihr Land, um Krisen, wie zum Beispiel Bewässerungsprobleme, zu bewältigen.
Am 04. Mai ging es dann morgens in der zweiten Stunde im Bus der Bundeswehr Richtung Schwarzwald. Die Schwarzwald-Kaserne ist recht klein und wird vor allem für die Sportfördergruppe der Bundeswehr und Planspiele genutzt. Dort angekommen erwarteten uns hübsche Zweierzimmer mit Balkon. Bis zum Mittagessen wurden die Rollen verteilt. sowie die Regeln erklärt und dann gab es das erste Bundeswehressen… naja, schön, dass es unsere Bioteria gibt. Das erste sogenannte POL&IS Jahr war sehr chaotisch, die Minister und Staatsoberhäupter, Vertreter der NGOs und der Weltbank mussten sich erst in die auszufüllenden Formulare einfinden, sowie die Regel des Handelns beziehungsweise des Sicherheit gewährleisten im eigenen Land verstehen. Insgesamt wurden drei POL&IS Jahre durchgespielt. Beinahe wäre im dritten Jahr ein Krieg ausgebrochen, einige Länder verweigerten sich jeglicher Kooperation, doch durch intensive Verhandlungen in einer nervenaufreibenden Sicherheitssitzung der UN, die fast zwei Stunden dauerte und von uns Schülern selbst geführt wurde, wurde der Krieg gerade noch verhindert und der Frieden dauerhaft durch neue Verträge gewahrt.
Dadurch, dass wir ganz in die Rollen der Politiker und Vertreter geschlüpft sind, haben wir vieles selbst intensiv erlebt und so ein ganz anderes Bild von der politischen Arbeit erhalten, als wenn wir das „nur“ im Unterricht bearbeitet hätten. Es wurde uns klar, dass kein Land ohne den Handel mit anderen existieren kann, aber auch ein Krieg geht nicht nur von einem Land aus. Beteiligt an Auseinandersetzungen sind immer mindestens zwei – Personen oder Länder. Auch die NGOs haben nur dann die Möglichkeit, zu arbeiten und Gutes zu tun, wenn sie Unterstützung anderer finden. Wie auch in unserem alltäglichen Leben können wir nicht ohne andere Menschen existieren.
Auch wenn sich unsere Lehrerin Sabrina Swifka manchmal der Verzweiflung nahe war, weil sie politische Entscheidungen einfach aushalten musste, war auch sie am Ende des Planspiels ebenfalls sehr begeistert. „Am meisten hat mich fasziniert, wie sehr die Schüler in ihre Rollen eingetaucht sind. So sieht nachhaltiges Lernen aus.“