Es ist Mittwochmittag. Lars und Lukas sitzen im Büro der Elektrizitätswerke Schönau (EWS) und analysieren Kundendaten. Mit einigen Tausend, teils über 15 Jahre alten Datensätzen haben sie es zu tun. Welche Kunden beziehen heute tatsächlich noch Strom von den EWS und welche Kunden, die seinerzeit Förderung für ein Blockheizkraftwerk oder eine Solaranlage beantragt haben, nutzen heute auch tatsächlich eine? Lars und Lukas Aufgabe ist es, Ordnung in die Daten zu bringen und für die neue Website der EWS aufzubereiten. Diese soll Ende April online gehen.
Lars und Lukas besuchen derzeit die 12. Klasse des Gymnasiums am Montessori Zentrum ANGELL. In zwei Wochen beginnen die schriftlichen Abiturprüfungen. Allerhand zu tun also. Als aber auf Initiative von Englischlehrerin Annette Schuck Mitte Oktober letzten Jahres eine Infoveranstaltung zum Projekt „Juniorenfirmen auf dem Weg zum nachhaltigen Wirtschaften“ stattfand und eine Kooperation mit den ESW in Aussicht stand, war den beiden klar, dass sie auf alle Fälle mit dabei sind.
Das vom „UnternehmensGrün e.V.“ getragene und von der UNESCO und vom Nachhaltigkeitsrat ausgezeichnete Projekt ermöglicht es jungen Menschen, schulbegleitend in einem nachhaltigen Unternehmen, wie den EWS, zu arbeiten. Sie können so ein grundlegendes Verständnis für ökonomische, ökologische und soziale Ziele in der Wirtschaft entwickeln. Einblicke in die Herausforderungen im unternehmerischen Alltag erhalten die Teilnehmer obendrein.
„Uns hat es interessiert, zu sehen, was ein nachhaltiges Unternehmen ausmacht und was es von anderen Unternehmen unterscheidet“, begründet Lukas die Teilnahme am Projekt. „Bei den EWS handelt es sich um eine große und bekannte Firma. Das hat uns natürlich auch gereizt. Außerdem sind wir jetzt im letzten Schuljahr und fragen uns, wohin es beruflich gehen soll. Durch das Projekt sammeln wir wertvolle Erfahrungen“, ergänzt Lars.
Bis die beiden Schüler so richtig loslegen konnten, verging aber erstmal Zeit. Einige vage Ideen standen im Raum, bevor Geschäftsführer Sebastian Sladek und die beiden Schüler schließlich das konkrete Projekt gefunden hatten. Seither waren Lars und Lukas mehrfach in Schönau und haben an ihrer Aufgabe gearbeitet. Mit dem zweiten Teil ihres Projekts werden sie sich dann nach dem schriftlichen Abitur befassen. In einer Umfrage untersuchen sie die Zufriedenheit von Kooperationspartnern der EWS. Die Ergebnisse werden Lars und Lukas aufbereiten und beim Stromseminar in Schönau – einer dreitägigen Veranstaltung, bei der alle Förderer und Genossen vor Ort sind – präsentieren.
Jede Menge neues Wissen haben sich Lars und Lukas bislang nicht nur im Unternehmen angeeignet, sondern auch in den begleitenden Expertenworkshops von UnternehmensGrün e.V. „Wir haben gelernt, was Nachhaltigkeit überhaupt bedeutet und was alles dazugehört. Wir haben uns außerdem mit Ressourceneffizienz und nachhaltiger Bilanzierung befasst. In einem anderen Workshop ging es um Dinge wie Teambuilding und Kommunikation“, berichten Lars und Lukas. Im Rahmen einer Abschlussveranstaltung werden die insgesamt rund 120 Teilnehmer aus ganz Baden-Württemberg ihre Arbeit vorstellen. Dann erhalten die Teilnehmer auch ein Zertifikat über ihre Nachhaltigkeitsqualifikation.
Bis dahin sind es aber noch ein paar Monate. Ein Zwischenfazit haben Lars und Lukas trotzdem schon gezogen: „Wir haben ganz schön viel über Stromnetze und Stromversorgung in Deutschland und Europa gelernt. Vor allem aber haben wir bei den EWS gelernt, was es bedeutet, wenn ein Unternehmen wirklich auf Nachhaltigkeit schaut und es auch um andere Aspekte als Profit geht. Nämlich darum, dass die Wirtschaft Verantwortung für die Umwelt hat. Die EWS wollen die Energiewende wirklich voranbringen und die Kunden durch Überzeugung und nicht über Preise gewinnen. Es geht um eine politische Botschaft.“
Das Projekt "Juniorenfirmen auf dem Weg zum nachhaltigen Wirtschaften" wird vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg gefördert.